SAC-Brugg Klettertourenwoche 2012
Kalymnos, Griechenland
Samstag 29. Sept

Der Wecker geht heute um 4:45. Um halb 6 holt uns Schorsch ab. Seine Frau Katharina und David sitzen schon im Auto. Die Fahrt zum Flughafen ist problemlos um diese Tageszeit. Dort angelangt wird es dann doch noch etwas stressig. Es ist viel Betrieb. Weil wir bei der Kontrolle noch lange anstehen müssen, werden wir bereits ausgerufen und erhalten einen Verweis beim Gate - aber das Flugzeug ist noch da! Und mit ihm auch noch die anderen Teilnehmer der Klettertourenwoche: Christoph, Lukas und Gabriela, Anja und Hans und natürlich wir zwei: Elfi und Willi.

Der Flug ist ruhig; ich bin nicht besonders gut gelaunt - wahrscheinlich zu früh am Morgen - und schlafe etwas. In Kos kommen wir einigermassen pünktlich an, aber der von Georg bestellte Bus taucht nicht auf. Schliesslich nehmen wir den öffentlichen Bus, der uns um 2 Euro/person zur Mastichari Bay bringt. Dort kehren wir in die Taverne ein, wo auch der Kontaktmann der Schnellbootfähre seinen Standplatz haben soll.

Wir haben genug Zeit für ein kleines Mittagessen. Der weitere Transport mit Fähre und dem reservierten Bus auf Kalymnos klappt vorzüglich und ist erst noch recht billig. Auch im Hotel geht alles problemlos vor sich. Schorsch hat für uns alle Zimmer mit Meerblick reserviert, und der Blick auf Telendos, die kleine Insel gegenüber, ist herrlich. Wir machen ein Treffen an der Pool Bar ab, wo wir den nächsten Tag besprechen. Schnell einigen wir uns auf den Bereich Sea Breeze, wo es für alle etwas geben sollte.

Gleich neben dem Hotel mieten wir ein kleines Auto, womit 4 Kletterer fahren können. Die anderen 4 mieten sich 2 Scooter. Wir finden ein Restaurant, das ganz nett aussieht und eine Veranda zum Meer hat und wo wir gleich für's Abendessen reservieren. Kurzer Einkauf im Supermarkt, dann essen im Restaurant. Relativ früh ins Bett, wir sind doch etwas müde von der Reise.

Sonntag 30. Sept

Ich wache knapp vor 7 Uhr auf und bin erstaunt, dass es fast noch finster ist. Mache noch eine Aufnahme vom Vollmond, der gerade im Untergehen ist. Bei der Morgenwäsche gibt es eine Enttäuschung. Bei mir fliesst das Wasser noch ganz schwach, bei Elfi bleibt der Hahn trocken. Na ja, wir sind ja auch im obersten Stockwerk und in Griechenland. Später stellt sich heraus, dass dies nur eine Fehloperation des Hotelpersonals war, in den nächsten Tagen gibt es ausreichend Wasser auch am Morgen.

Um halb 8 zum Frühstück, das gut und reichlich ist. Es gibt auch griechische Joghurt mit Honig! Um halb 9 fahren wir ab. Das Ziel ist der Sektor Sea Breeze gleich nach Arginonta. Dort angelangt werden wir zum ersten Mal mit den Parkplatzproblemen konfrontiert. Als ich vom Asphalt runter auf den Schotter fahre - ganz vorsichtig nur mit einem Rad - sitzt der Wagen schon auf. Aber ich komme mit etwas hässlichem Geräusch wieder weg und parkiere ein Stück weiter, wo der Asphalt etwas breiter ist. Wir sind schon einige Meter zu weit gefahren und müssen ein Stück zurückgehen, dann steht da die eine auf antik getrimmte Säule mit dem richtigen Sektor als Markierung gleich neben der Strasse.

In ein paar Minuten und dem Durchqueren einer Herde von Ziegen sind wir am Sektor Grey Zone. Der Fels ist von bester Qualität und es macht Spass zu klettern. Wir sind hier zu sechst, Anja und Hans sind um's Eck in der Sea Breeze Left tätig. Mit Ausnahme der schwierigsten Route - eine 6b+ - werden alle Routen dieses Sektors von unserer Gruppe geklettert. Mit Lukas haben wir einen starken Vorsteiger, der einige 6a und sogar 6a+ und 6b einrichtet. Allerdings, für die 6b kann sich dann keiner mehr erwärmen (Fakir 6b). Die gekletterten Routen sind: Arginonta Beach 5b+, Berliner Kindl 5c+, Christian's Groove 6a (gefällt mir sehr gut), Chicken Hawk 6a und Kill the Cock 6a+.

Wir schauen noch zum Sektor Pocket Wall gleich links daneben. Dort ist mein 2 Jahre alter Führer bereits ziemlich überholt. Nur wenige der Routen sind auch im Guidebuch enthalten. Immerhin gibt es eine neue Swedish Blonde 5a, die wir beklettern. Inzwischen haben Lukas und Gabriela Shark Teeth 5b+ an der Grenze zu Sea Breeze Left erkundet, die Christoph und ich dann wiederholen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Route ist, dass sie gerade noch im Schatten liegt. In der Sonne ist es eigentlich schon zu heiss zum klettern. Die Route macht ihren Namen alle Ehre. Der Fels ist von unglaublicher Rauheit. Unzählige messerscharfe Schuppen wollen gehalten werden. Es ist eine tolle Kletterei aber man muss sehr vorsichtig sein, sich nicht zu verletzen.

Dann haben alle genug. Inzwischen heizt die Sonne auf Backofentemperaturen und wir steigen ab. Wir fahren die kurze Strecke nach Arginonta, wo wir direkt am Meer eine winzige Beiz finden, wo wir unter einer Tamariske einen schattigen Tisch finden und etwas trinken. Nach einiger Zeit bringt die Hausfrau ein paar gebackene Zuchetti und Oliven vorbei. Wirklich sehr nett. Wir fahren zurück nach Masouri, wo die meisten dann bald im oder am Wasser zu finden sind. Dann trifft sich eine Vorhut in der Pool Bar. Später kommen noch andere dazu. Etwas später sind wir komplett und besprechen den morgigen Tag. Hans, der Kalymnos schon von einem früheren Urlaub kennt, macht den Vorschlag North Cape bzw. School zu besuchen, und alle stimmen dem zu.

Um 7 Uhr treffen wir uns zum Abendessen. Christoph hat ein nettes Lokal gesehen etwas vor dem gestrigen gelegen. Zuerst gibt es fast eine Enttäuschung: es wird uns bedeutet, dass es keinen Platz für uns hätte, weil sie eine grosse Gesellschaft erwarten. Wir sind schon wieder am gehen, da schieben sie im "public" Teil ein paar Tische zusammen und dann geht es ja doch. Das Essen ist durchwegs ausgezeichnet, Lukas ist begeistert von der hübschen Serviertochter und wir haben gute Unterhaltung und viel Spass. Beim Essen halte ich mich wieder ans Lamm und zusammen mit Elfi essen wir eine Portion Dolmades, die ganz ausgezeichnet sind, gehören zu den besten, die ich mich erinnere je gegessen zu haben. Als Dessert gibt es vom Haus zwei Schüsseln Loukoumades (Teigbällchen in Honig und Zimt) köstlich! Nach dem Kaffee Ellenikos gehen wir - nicht mehr alle - in die Bar gegenüber dem Hotel und trinken noch einen Metaxa - 7 Star natürlich! Dann wird es langsam Zeit aufs Zimmer zu gehen.

Montag 1. Okt

Gestern wurde abgemacht, erst um 9 zu starten. Mir ist das sehr angenehm - kann ich doch deshalb eine halbe Stunde länger schlafen. Elfi, die begeisterte Schwimmerin, geht noch vor 7 Uhr in den Pool ein paar Runden zu drehen. Um 9 geht es los. Der Aufstieg zum North Cape ist etwas länger als gestern. In einem riesigen Höhlendach übt ein Kletterer in einer 8c+ Route. Für uns hätte es ein paar Routen im Sektor Peter gegeben, aber wir sind beim Aufstieg etwas zu hoch gekommen und wollen nicht mehr absteigen für die 3 Routen die dort für uns in Frage gekommen wären. Noch sind wir im Schatten, aber es rührt sich kein Lüftchen, die Luftfeuchtigkeit ist hoch und der Schweiß rinnt wahrlich in Strömen. Dann erreichen wir School und den Sektor Jungle Book.

Hier hat es 6 Routen dicht beisammen alle im Bereich 4c bis 5c. Sie werden fast alle von verschiedenen Teilnehmern geklettert. Hans und Anja zieht es dann in das Gebiet Odyssey hinunter, das eher schwieriger allerdings auch überlaufener ist. Die Routen im rechten Teil von Jungle Book sind: Euphorbia Acanthothamnos 5c, Laudakia Stellio Stellio 5b, Falco Tinnunculus 5a, Askisi 4c, Genista 4c, Mantis Religiosa 5a, alle ca. 35m hoch. Alle Routen obwohl teilweise eher einfach sind recht hübsch und haben guten Fels. Die letzten Züge machen wir schon wieder in der Sonne, die uns dann aber bald zu heiss herunter strahlt. Wir steigen zum Auto ab.

Es gibt jetzt gelegentlich ein paar Wolken, die wir durchaus als angenehm empfinden. Dafür ist die Schutthalde zwischen all den stacheligen Gewächsen nicht das wahre Vergnügen, vor allem wenn man mit Tevasandalen unterwegs ist... Es ist zwar schon 12 Uhr vorbei, aber wir haben noch nicht genug und fahren zur Wand Summertime, die wir nach wenigen Minuten erreichen, und die den ganzen Nachmittag im Schatten liegt. Allerdings sind die Routen momentan ziemlich besetzt, hauptsächlich von einer britischen Rentnergruppe, die aber recht nett sind. Wir machen zuerst eine kleine Mittagspause, dann werden einzelne Routen frei. Da wir uns über die frei werdenden Routen etwas verteilen, ist die folgende Routenstatistik sicherlich nicht vollständig, aber ganz sicher bezwingen wir Til Tanit 5b, Anna 4a, Dorian 4c und Yeraki 5c. Herrliche Kletterei an Schuppen und Henkel, allerdings stellt man hier bereits erste Spuren von Speckigkeit fest. Die schattige Lage hat hier auf Kalymnos halt eine spezielle Attraktivität. Noch aber ist der Speck kein Problem und - überflüssig zu sagen - noch weit weg vom "Speck" den es auf Hertenstein bei Baden/AG gibt. Eine logische Folge der prächtigen Felsen hier ist, dass die Motivation bei allen gut ist, und damit auch die Leistung steigt.

Wir steigen ab und fahren wieder in das kleine Lokal in Arginonta, wo wir auch schon gestern waren. Es ist wirklich schön dort zu sitzen, direkt am Meer, im Schatten und gut zu plaudern. Wir sind praktisch den ganzen Tag nur zu sechst gewesen, weil Anja und Hans von ihrer Odyssey nicht wiedergekehrt waren. Wieder im Hotelzimmer gehe ich unter die Dusche und befreie meine Augen von den Kontaklinsen, von denen mir heute die linke den ganzen Tag über Probleme bereitet hatte. Immer wieder war ich praktisch einäugig unterwegs gewesen...

Dann will ich Tagebuch schreiben und dazu noch ein Bier trinken. Das Bier ist im Eisschrank, aber ich habe mein Messer mit dem Flaschenöffner in der Schweiz gelassen. Ein Versuch, die Flasche am Balkongeländer zu öffnen, stoppe ich, weil sich schon beim 1. Versuch ein Kratzer am Geländer zeigt. Also gehe ich in den Supermarkt. Dort ist eine junge Dame an der Kassa, aber sie haben keinen Flaschenöffner im Verkauf. Dafür gibt sie mir ihren und bittet nur, ich möge ihn zurückbringen, wenn ich fertig bin. Ich sage ihr, dass ich noch eine Woche hier bin... Ok, meint sie, bringen sie mir ihn halt zurück bevor sie gehen! Eine wirklich nette Geste! Dann kann ich endlich das 2. Bier des Tages geniessen. Mythos heisst die Marke, und wenn man sie schon öfters nach einem heissen Tag trinken konnte, bekommt der Name tatsächlich eine erweiterte Bedeutung.

Nach der Dusche dann bald in die Pool Bar. Heute ist es nicht so einfach auf einen grünen Zweig zu kommen. Jeder will ein wenig etwas anderes. Schliesslich sagen wir den Ausflug nach Telendos für morgen ab und warten auf das morgige Wetter. Beim Abendessen gehen diesmal Anja und Hans eigene Wege. Wir anderen spazieren die Strasse hinauf und wieder hinunter und kehren in ein Restaurant oberhalb der Strasse ein. Der Wirt ist sehr gesprächig aber empfiehlt tatsächlich gute Sachen. Eine Vorspeisenplatte essen wir zu dritt. Dann nehme ich mir ein Stifado das wirklich sehr gut ist und dazu einen Weisswein ohne Harz aber auch recht ordentlich. Den Abschluss des Abends macht eine verkleinerte Gruppe wieder in der Bar gegenüber dem Hotel, wo wir auch Hans antreffen, der gerade dabei ist, mit einem Ouzo die Verdauung anzukurbeln.

Dienstag 2. Okt

Auf speziellem Antrag von Lukas treffen wir uns heute schon um 8:45. Es ist etwas bewölkt und daher beschliessen wir nach Arhi zu fahren. Das ist die Wand wo hier alles begann. Hier hat Andrea di Bari 1997 die ersten Routen gebohrt und den Anfang der Entwicklung des Klettereldorados Kalymnos gemacht. Entsprechend beliebt ist es noch immer. Die Right Wall ist schon gut besucht.

Wir sind diesmal nur zu viert. David und Georg machen heute eine Wanderung zum höchsten Punkt der Insel, und Anja und Hans sind nur kurz zum Aufwärmen hier und gehen dann zu einer anderen Wand. Wir sind 2 Seilschaften: Lukas und Gabriela sowie Christoph und ich. Schon die erste Route Cerbero 5b ist sehr schön. Wir machen sie beide im Vorstieg. Dann kommt Carlo non Farlo 5b ebenfalls sehr empfehlenswert. Richtiges Genußklettern. Schließlich in Minotauro 5c komme ich langsam an meine Grenze und muss eine kurze Pause einlegen. Aber dann geht es gut hinauf. Auch sehr schön. Inzwischen hat uns die Sonne erreicht und die Zahl der Kletterer hat sich mindestens verdoppelt. Spektakulär immer wieder die Versuche der Kletterer in der grossen Höhle. Unglaublich dieses Grottendach mit seinen 8er Routen (französische Bewertungsskala!).

Wir gehen zurück zum Auto und fahren zu einem Aussichtsplatz, wo es einmal genug Parkplätze hat, und steigen ab zum Kasteli. Hier ist es angenehm schattig und gar nicht so überbevölkert. Dafür ist die Gegend besonders schön. Wenige Meter über dem Meer gelegen und in der Nähe einer byzanthinischen Ruine aus dem 10. Jahrhundert gibt es wunderbare Routen in schon fast brutal scharfem Fels. Christoph und ich finden bald 2 freie Routen nebeneinander. Rewithia 5b und Gecko's Home 5c mit enorm scharfem Fels. Die 5b gelingt noch ohne jegliches Problem aber beim harten Einstieg zur zweiten Route habe ich schon etwas zu kämpfen bevor es gelingt. Dann machen wir eine kleine Pause und essen etwas. Als Abschluss stellt sich Christoph Gunesli Kiz 5c+ vor. Aber an der Crux probiert er lange und gibt schließlich auf. Ich versuche es auch, aber über die steile Stelle mit messerscharfen kleinen Griffen traue ich mich nicht drüber. Der Haken ist auch schon ziemlich weit weg und ein Sturz wäre erstens wegen dem scharfen Fels und zweitens wegen dem kleinen Absatz einige Meter tiefer eine Angelegenheit mit etwas unsicherem Ausgang. Christoph schützt seine Finger mit Tape und versucht es noch einmal. Diesmal gelingt es, weil er damit die scharfen Griffe etwas herzhafter anfassen kann. Ich gehe die Route dann im Nachstieg und da klappt es auch, aber eben Vorstieg ist etwas anderes...

Wir hören auf und fahren gegen 2 Uhr ins Hotel. Ich nehme zuerst ein Bier und lege mich dann ein wenig auf den Balkon. Dann, bekleidet mit Badehose und Gilet (für die Brieftasche), gehe ich zum Strand. Weil ich auch hier niemandem finde (wo stecken sie denn alle?) spaziere ich eine ganze Weile teilweise auf schmalen Wegen der Küste lang nach Norden. Auf einem Kap mache ich eine kleine Sonnenpause und kehre über die Strasse wieder zurück. Später dann treffen wir uns in der Pool Bar und besprechen den nächsten Tag. Diesmal sind wir uns einig, morgen auf Telendos zu fahren. Später geht es dann zum gemeinsamen Abendessen.

Mittwoch 3. Okt

Heute geht es gemütlicher zu am Morgen, weil das Gebiet Irox auf Telendos hat am Vormittag Sonne und daher ist ein früher Kletterstart nicht zweckmässig. Um halb 11 Uhr brechen wir, diesmal alle zusammen, auf und gehen zum Hafen in Myrties. Wir treffen auf Kapitän Yiannis, der uns gleich anbietet über Telendos nach Irox zu fahren. Alles zusammen kostet ein paar Euro. Beim Anlegen in Telendos verlassen uns Elfi und Katharina und wir fahren weiter zum Felsen bei Irox, wo alle vom Schiff direkt auf die Felsen balanzieren müssen. Aber es sind ja alles Kletterer: denen macht das nichts aus.

Noch ist Sonne in den Wänden und wir machen eine kurze Pause in einer Höhle. Schon bald aber kommen die Routen des Sektors Right Wall in den Schatten und wir machen uns fertig zum klettern. Zuerst ein paar Aufwärmrouten. Danach gehen Anja und Hans weiter zum Gebiet Pescatore. Wir sind mit dem Angebot hier hochzufrieden und bleiben vor Ort. Der Fels ist wie meistens superscharf und von bester Qualität. Dennoch habe ich eine kurze Schrecksekunde als mir einer der winzigen nadelscharfen Zacken unter dem Fuss wegbricht. Glücklicherweise habe ich gerade zwei passable Griffe in den Fingern womit ich den Abflug verhindern kann. Wir klettern fast alle Routen der Right Wall. Im Detail soweit ich es mitbekommen habe: Maria 5a+, Niki 5a, Iason 5b, Kiriaki 5a, Evdokia 5c. Letztere ist nicht ganz einfach. Immerhin, selbst im Guidebook steht etwas von "awkward moves....", na also, da darf man sich dann ja schon etwas anstrengen dürfen. Meinen persönlichen Tagesabschluss finde ich in Popi 5b und Evoula 4c. Bei Popi ist mir das klinken des Umlenkers in spezieller Erinnerung. Eine eigentlich einfache Kletterstellung mit guten Griffen, aber diese kann ich nicht halten, weil sie von unzähligen Felsnadeln gespickt sind. Also bleibt nichts anderes übrig als sich andere, kleinere aber "haltbare", Griffe zu suchen. Dann ein wenig essen und trinken und zurück zur Anlegestelle. Die anderen hörten schon etwas früher auf und waren ins Wasser gesprungen, aber da wir das Boot um 16 Uhr anpeilen, gehe ich nicht mehr schwimmen. Zum einen liegt die Bucht jetzt auch schon im Schatten und zum anderen macht mich die ganze Prozedur des Umziehens und der Brillen- bzw. Hörgeräteablage bei all den zerklüfteten Felsen nicht an. Fehlt ja gerade noch, dass eines dieser für mich wichtigen Utensilien sich zwischen den unzähligen Felsspalten versteckt.

Statt dessen freue ich mich schon auf das Abendessen. Um 4 kommt Yiannis und bald sitzen wir direkt am Hafen von Telendos bei einem Bier und einem kleinen Imbiss. Später kommen Elfi und Katharina. Noch später gehen wir etwas nordwärts und nehmen dann das Abendessen bei einer anderen Taverna ein ("To kayouli"). Schmeckt wieder sehr gut. Ich kündige an, morgen nicht klettern zu gehen, und es gibt einige die auch für ein Alternativprogramm Interesse zeigen. Gegen 10 Uhr fahren wir zurück auf Kalymnos. Die Wartezeit auf das Schiff verbringen wir bei Kaffee und Ouzo.

Donnerstag 4. Okt

Heute sind verschiedene Varianten gefragt. Während Lukas mit Gabriela und Anja mit Hans klettern gehen, unternimmt David eine Wanderung auf Telendos zum Einstieg der Hammerroute Wings for Life 6a, eine Route die ein wenig auf der Wunschliste fast aller gestanden ist, aber die heissen Temperaturen in der Südwand der 11-Seillängenroute haben uns doch abgeschreckt. Wir anderen machen uns auf zu einer Inselinspektion. Weil in das kleine Auto nur 4 Leute einigermassen bequem hineingehen, fährt Christoph mit dem Scooter. Wir fahren zuerst in die Bucht Palionisos auf der NW-Seite der Insel. Auch hier gibt es immer wieder Klettergebiete wie die diversen parkierten Scooter anzeigen. Mit dem Auto bleiben wir einen halben Kilometer vor der Bucht am Ende der Teerstrasse stehen und gehen das letzte Stück zu Fuss.

Die Gegend ist recht ländlich und sieht so aus, als ob sich hier Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen würden. Anders in der Bucht. Dort ankern zwei schöne Segeljachten und es gibt auch zwei Lokale. Wir besuchen das eine auf der Südseite. Eine nette Familie begrüsst uns und wir trinken etwas und geniessen den Blick über die Bucht und die anliegenden Berge. Auf der gegenüber liegenden Seite gibt es einen Klettersektor der ganz neu sein muss, weil er weder auf der Inselkarte noch im Führer erwähnt wird. Einige Kletterer sind dort am Fels trotz der Sonne, die ihnen ordentlich einheizen dürfte. Nach dem Aufenthalt in der Taverne gehen wir noch kurz schwimmen. Das Wasser ist herrlich und der betonierte Platz, der zur Taverne gehört, erleichtert den Ein- und Ausstieg. Beim Rückweg zum Auto werden wir noch vom Besitzer einer weiteren Taverne weiter im Hinterland "geworben". Wortreich - in deutsch - versucht er uns zum Bleiben zu überreden, aber wir sind jetzt schon am gehen und Christoph ist schon vorbei gefahren mit seinem Scooter. Schliesslich kommt ein weiteres Auto vorbei und da widmet er sich dessen Insassen und lässt uns ziehen.

Wir fahren zurück nach Arginonta und weiter über einen Pass ins Tal von Vathis. Bald erreichen wir Rina, das am Ende eines Fjordes liegt. Der Parkplatz ist eher voll, aber sofort kommt die hübsche Serviertochter eines der Lokale und winkt uns zum Parkieren direkt vor dem Eingang das Hauses. Die Taverne hat offensichtlich auch Zimmer zu vermieten. Weil sie uns so nett parkieren lässt, gehen wir gleich in das Lokal zu einem Mittagessen. Wieder schmeckt es sehr gut. Allerdings nehmen wir einen Rosè, von dem ich glaubte es sei ein Retsina. Dem ist leider nicht so, aber der Wein ist auch ganz brauchbar. Das Dessert, das drei von uns bestellen, wird dann in die Rechnung nicht einbezogen! Es sei Geschenk des Hauses wird uns bedeutet. Wieder, wie schon die letzten Tage, erfahren wir die wunderbare Gastfreundschaft der Griechen. Fast immer kommt ein Dessert auch ohne Bestellung auf den Tisch und die Kosten eines Essens übersteigen kaum je die 15 Euro Marke pro Person.

Nach dem Essen gehen wir noch hinauf zu einer frühchristlichen Basilika, von der nur mehr wenige Mauerstücke vorhanden sind. Ein neues Kirchlein steht daneben und von dort hat man einen schönen Blick auf den Fjord in dem sich viele zum Teil protzige Yachten tummeln. Wir gehen noch zum Anlegeplatz der Schiffe und ich besuche noch eine weitere Kirche auch bei den Mauern einer weiteren frühchristlichen Basilika. Ein wenig sitzen wir auf der Bank beim kleinen Badestrand und schauen einem Felsenspringer und den Yachten zu. Dann geht es den gleichen Weg zurück nach Hause mit einem Bierhalt im nun schon wohlbekannten Beizli in Arginonta. Später beim Abendessen vertreibt uns ein kräftiger Wind von den Plätzen am Rande der Veranda etwas nach hinten, wo wir wieder gut essen.

Freitag 5. Okt

Der letzte Tag. Es wird langsam schwierig einen Sektor zu finden, wo es genügend Routen hat, die wir von der Schwierigkeit her schaffen müssten und wo wir nicht schon ein paar abgehakt haben. Schliesslich aber werden wir fündig in der Dolphin Bay, die wir dann bald wieder zu sechst erreichen. Auf Drängen von Lukas, dem Frühaufsteher, waren wir schon um halb 9 Uhr aufgebrochen. Elfi und Katharina wollen wieder nach Telendos. Anja und Hans zieht es in ein anderes Gebiet, weil Hans Dolphin Bay schon von früher kennt, und nicht so attraktiv findet. Für uns sechs ist Dolphin Bay aber ein Gewinn. Der Fels ist dort anders als in den Sektoren die wir bisher besucht haben. Etwas marmoriert und nicht ganz so scharf. Trotzdem aber gut griffig und wunderschön zu klettern. Ich klettere wieder mit Georg. Wir fangen wieder leicht an mit Easyland 4a. Dann kommt Bang-Bang 5b und den ersten Teil schliessen wir ab mit For VIP 5c+. Der Ueberhang dort ist aber schon ziemlich anspruchsvoll. Ich muss beim 1. Versuch im Haken rasten, dann versuche ich es etwas links und muss diesen Versuch mit einem kleinen Sturz von ca. 1-1.5m abbrechen. Dann noch ein energischer Versuch wieder etwas links und der gelingt dann zufriedenstellend. Der Rest ist einfacher und höchst genussreich.

Wir waren bis jetzt am äussersten Ende der Wand geklettert, weil die anderen Routen besetzt waren. Jetzt gehen wir ein paar Meter hinunter und klettern Agelos 5b+, was sehr gut gelingt. Die anderen haben sich inzwischen schon ganz nahe an die Brandung vorgewagt. Der heute etwas stärkere Nordwind, der Meltemi, bringt höhere Wellen, die sich gleich unter uns spektakulär brechen. Die zwei Routen Iris Production 5b+ und Blooming 5b+ bilden den Abschluss unseres Ausfluges zur Dolphin Bay. Denn nun kommt auch Dolphin Bay in die Sonne und wir verlegen uns wieder nach Kasteli gleich gegenüber. Mit dem kräftigen Meltemi auf dem exponierten Felsen hält man es auch in der Sonne schon etwas länger aus.

Wir machen zuerst eine kleine Mittagspause weil viele Routen besetzt sind, dann kann ich Christoph motivieren Gruselino 5c vorzusteigen. Im Führer ist es eine 5c an der Wand steht 5c+ was wohl eher stimmen dürfte. Generell ist die Bewertung in Kasteli härter als in den anderen von uns besuchten Sektoren. Christoph tut sich nicht leicht aber letztlich schafft er es und beim Nachstieg merke ich, warum er sich schwer tat. Nicht nur, dass die Crux schwer ist, die Haken sind auch noch recht weit auseinander. Saubere Arbeit von Christoph! Er und David hängen dann das Seil noch über die Nachbarroute Hocla 5c+, die sie im Nachstieg begehen. Ich mache zuerst noch mit Schorsch eine leichtere Route bevor ich mir Hocla anschaue. Als leichtere Route will ich Psomi ke Elis 4c+ klettern aber nach dem einfachen Einstieg komme ich versehentlich in Sisyphus 5a, wo ich in einer steilen Platte mit langen Hakenabständen durchaus konzentriert klettern muss. Dann versuche ich mich auch in Hocla im Nachstieg. Der erste Teil der langen Crux gelingt mir recht gut und schnell, aber dann wird es noch happiger und ich muss rasten. Den Ausstieg gehe ich ziemlich weit rechts schon mehr in Gruselino als in Hocla. Vielleicht nicht ganz korrekt, Jedenfalls eine sehr anspruchsvolle Route. Langsam kommen wir zum Ausklang der Kletterwoche. Nunmehr in der Sonne klettere ich noch Captain Adonis 5a und die im Führer sehr empfohlene Kokkinidis 4c+, beides wunderbare Routen wie eigentlich alle hier auf Kalymnos, die wir kennen gelernt haben.

Wir fahren zurück zum Hotel, wo Georg versucht den morgigen frühen Transport zum Hafen zu organisieren. Ich fahre nach Elies, wo es eine Tankstelle gibt und ich den Tank auffüllen kann, und bringe das Auto zurück zum Verleiher, der allerdings noch seine Siesta hält. Auf dem Balkon trinke ich dann das erste Bier und suche dann die Dusche auf. Danach das 2. Bier und die Sonnenstrahlen noch einmal so richtig geniessen. Dann kommt Elfi von Telendos zurück. Ich bringe den Flaschenöffner wie versprochen zurück in den Supermarkt und gebe das Auto ab. Wir gehen wieder in das Lokal vom 2. Tag, wo wir erneut sehr gut verpflegt werden. Eine kleinere Gruppe sucht dann noch eine Bar auf und schliesst den Abend mit Kaffee und Ouzo ab. Allerdings nicht ganz, denn im Zimmer wartet noch das Koffer packen...

Samstag 6. Okt

Das Handy läutet um 6 Uhr. Den Alarm hatte ich gestern mit David's Hilfe noch eingestellt (David: "Ein Smart Phone ist halt für smarte Leute gemacht."), aber ich wäre sowieso wach gewesen. Als wir um halb 7 nach unten gehen ist der Bus schon da und fährt pünktlich um 3/4 7 Uhr ab. Im Bus erinnere ich noch alle, ob sie ihre Pässe bzw. ID-Karten von der Rezeption abgeholt hätten. Später erfahre ich, dass ein Teilnehmer seine ID tatsächlich im Hotel vergessen hat...

Im Hafen von Kalymnos geht die Sonne so auf wie sie gestern in Masouri untergegangen war: blutrot! Nach der Überfahrt nehmen wir in einer der Tavernen in der Mastichari Bay ein Frühstück ein. Um 9:20 kommt der Bus zum Flughafen. Dort sind fürchterlich viele Menschen, aber mit etwas Geduld klappt alles und bei schönem Wetter fliegen wir pünktlich zurück in die Schweiz, wo es heute auch noch brauchbar schönes Wetter hat, bevor dann am nächsten Tag das Regenwetter anfängt.

Damit ist auch die Kletterwoche 2012 des SAC-Brugg Geschichte geworden. Eine Woche klettern in bestem Fels, in gut abgesicherten Routen auf einer Insel mit gastfreundlichen Bewohnern, denen man zumindest als Besucher die grosse Eurokrise nicht anmerkte, ist zu Ende. Für das gute Gelingen gebührt Dank vor allem Georg, der die manchmal doch etwas aufwendige Organistion der Reise in bewährter Manier bestens gemeistert hat.

Willi Bertl