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Samstag 29. Sept
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Der Wecker geht heute um 4:45. Um halb 6
holt uns Schorsch ab. Seine Frau Katharina und David
sitzen schon im Auto. Die Fahrt zum Flughafen ist problemlos um diese Tageszeit. Dort angelangt wird es dann doch noch etwas
stressig. Es ist viel Betrieb. Weil wir bei der Kontrolle noch lange anstehen müssen, werden wir bereits ausgerufen und erhalten einen Verweis beim Gate - aber das
Flugzeug ist noch da! Und mit ihm auch noch die anderen Teilnehmer der Klettertourenwoche: Christoph, Lukas und Gabriela, Anja und Hans und natürlich wir zwei: Elfi und Willi.
Der Flug ist ruhig; ich bin nicht besonders gut
gelaunt - wahrscheinlich zu früh am Morgen - und schlafe etwas. In Kos kommen wir einigermassen pünktlich an, aber der von Georg bestellte Bus taucht nicht auf. Schliesslich nehmen wir den öffentlichen Bus, der uns um 2 Euro/person zur Mastichari Bay bringt. Dort kehren wir in die Taverne ein, wo auch der Kontaktmann der Schnellbootfähre seinen Standplatz haben soll.
Wir haben genug Zeit für ein kleines
Mittagessen. Der weitere Transport mit Fähre und dem reservierten Bus
auf Kalymnos klappt vorzüglich und ist erst noch recht billig. Auch im
Hotel geht alles problemlos vor sich. Schorsch hat für uns alle
Zimmer mit Meerblick reserviert, und der Blick auf Telendos, die kleine
Insel gegenüber, ist herrlich. Wir machen ein Treffen an der Pool Bar
ab, wo wir den nächsten Tag besprechen. Schnell einigen wir uns auf den Bereich
Sea Breeze, wo es für alle etwas geben sollte.
Gleich neben dem
Hotel mieten wir ein kleines Auto, womit 4 Kletterer fahren
können. Die anderen 4 mieten sich 2 Scooter. Wir finden ein
Restaurant, das ganz nett aussieht und eine Veranda zum Meer hat und
wo wir gleich für's Abendessen reservieren. Kurzer Einkauf im
Supermarkt, dann essen im Restaurant. Relativ früh ins Bett, wir sind
doch etwas müde von der Reise.
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Sonntag 30. Sept
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Ich wache knapp vor 7 Uhr auf und bin erstaunt, dass es fast noch
finster ist. Mache noch eine Aufnahme vom Vollmond, der
gerade im Untergehen ist. Bei der Morgenwäsche gibt es
eine Enttäuschung. Bei mir fliesst das Wasser noch
ganz schwach, bei Elfi bleibt der Hahn trocken. Na ja,
wir sind ja auch im obersten Stockwerk und in
Griechenland. Später stellt sich heraus, dass dies nur eine Fehloperation des Hotelpersonals war, in den nächsten Tagen gibt es ausreichend Wasser auch am Morgen.
Um halb 8 zum Frühstück, das gut und
reichlich ist. Es gibt auch griechische Joghurt mit
Honig! Um halb 9 fahren wir ab. Das Ziel ist der Sektor
Sea Breeze gleich nach Arginonta. Dort angelangt werden
wir zum ersten Mal mit den Parkplatzproblemen
konfrontiert. Als ich vom Asphalt runter auf den
Schotter fahre - ganz vorsichtig nur mit einem Rad -
sitzt der Wagen schon auf. Aber ich komme mit etwas
hässlichem Geräusch wieder weg und parkiere ein Stück
weiter, wo der Asphalt etwas breiter ist. Wir sind
schon einige Meter zu weit gefahren und müssen ein Stück
zurückgehen, dann steht da die eine auf antik getrimmte Säule mit dem richtigen
Sektor als Markierung gleich neben der Strasse.
In ein paar Minuten und dem
Durchqueren einer Herde von Ziegen sind wir am Sektor
Grey Zone. Der Fels ist von bester Qualität und es
macht Spass zu klettern. Wir sind hier zu sechst, Anja
und Hans sind um's Eck in der Sea Breeze Left tätig.
Mit Ausnahme der schwierigsten Route - eine 6b+ -
werden alle Routen dieses Sektors von unserer Gruppe geklettert. Mit
Lukas haben wir einen starken Vorsteiger, der einige
6a und sogar 6a+ und 6b einrichtet. Allerdings, für
die 6b kann sich dann keiner mehr erwärmen (Fakir
6b). Die gekletterten Routen sind: Arginonta Beach
5b+, Berliner Kindl 5c+, Christian's Groove 6a
(gefällt mir sehr gut), Chicken Hawk 6a und
Kill the Cock 6a+.
Wir schauen noch zum Sektor
Pocket Wall gleich links daneben. Dort ist mein 2 Jahre
alter Führer bereits ziemlich überholt. Nur wenige der
Routen sind auch im Guidebuch enthalten. Immerhin gibt
es eine neue Swedish Blonde 5a, die wir
beklettern. Inzwischen haben Lukas und Gabriela
Shark Teeth 5b+ an der Grenze zu
Sea Breeze Left erkundet,
die Christoph und ich dann wiederholen.
Ein
wesentlicher Vorteil dieser Route ist, dass sie gerade noch im
Schatten liegt. In der Sonne ist es eigentlich schon
zu heiss zum klettern. Die Route macht ihren Namen
alle Ehre. Der Fels ist von unglaublicher
Rauheit. Unzählige messerscharfe Schuppen wollen
gehalten werden. Es ist eine tolle Kletterei aber man
muss sehr vorsichtig sein, sich nicht zu verletzen.
Dann haben alle genug. Inzwischen heizt die Sonne
auf Backofentemperaturen und wir steigen ab. Wir fahren die kurze Strecke nach Arginonta, wo
wir direkt am Meer eine winzige Beiz finden, wo wir
unter einer Tamariske einen schattigen Tisch finden
und etwas trinken. Nach einiger Zeit bringt die
Hausfrau ein paar gebackene Zuchetti und Oliven
vorbei. Wirklich sehr nett. Wir fahren zurück nach
Masouri, wo die meisten dann bald im oder am Wasser zu
finden sind. Dann trifft sich eine Vorhut in der Pool
Bar. Später kommen noch andere dazu. Etwas später sind
wir komplett und besprechen den morgigen Tag. Hans,
der Kalymnos schon von einem früheren Urlaub kennt,
macht den Vorschlag North Cape bzw. School zu
besuchen, und alle stimmen dem zu.
Um 7 Uhr treffen
wir uns zum Abendessen. Christoph hat ein nettes Lokal
gesehen etwas vor dem gestrigen gelegen. Zuerst gibt
es fast eine Enttäuschung: es wird uns bedeutet, dass es keinen Platz für uns hätte,
weil sie eine grosse Gesellschaft erwarten. Wir sind
schon wieder am gehen, da schieben sie im "public"
Teil ein paar Tische zusammen und dann geht es ja
doch. Das Essen ist durchwegs ausgezeichnet, Lukas
ist begeistert von der hübschen Serviertochter und wir
haben gute Unterhaltung und viel Spass. Beim Essen
halte ich mich wieder ans Lamm und zusammen mit Elfi
essen wir eine Portion Dolmades, die ganz
ausgezeichnet sind, gehören zu den besten, die ich mich
erinnere je gegessen zu haben. Als Dessert gibt es vom
Haus zwei Schüsseln Loukoumades (Teigbällchen in Honig
und Zimt) köstlich! Nach dem Kaffee Ellenikos gehen
wir - nicht mehr alle - in die Bar gegenüber dem Hotel
und trinken noch einen Metaxa - 7 Star natürlich! Dann
wird es langsam Zeit aufs Zimmer
zu gehen.
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Montag 1. Okt
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Gestern wurde abgemacht, erst um 9 zu starten. Mir ist das sehr
angenehm - kann ich doch deshalb eine halbe Stunde länger
schlafen. Elfi, die begeisterte Schwimmerin, geht noch vor 7 Uhr in
den Pool ein paar Runden zu drehen. Um 9 geht es los. Der Aufstieg
zum North Cape ist etwas länger als gestern. In einem riesigen Höhlendach übt ein
Kletterer in einer 8c+ Route. Für uns hätte es ein paar Routen im
Sektor Peter gegeben,
aber wir sind beim Aufstieg etwas zu hoch gekommen und
wollen nicht mehr absteigen für die 3 Routen die dort für uns in Frage
gekommen wären. Noch sind wir im Schatten, aber es rührt sich kein
Lüftchen, die Luftfeuchtigkeit ist hoch und der Schweiß rinnt wahrlich
in Strömen. Dann erreichen wir School und den
Sektor Jungle Book.
Hier hat es 6 Routen dicht beisammen alle im Bereich 4c bis 5c. Sie
werden fast alle von verschiedenen Teilnehmern geklettert. Hans und
Anja zieht es dann in das Gebiet Odyssey hinunter, das eher
schwieriger allerdings auch überlaufener ist. Die Routen im rechten
Teil von Jungle Book sind:
Euphorbia Acanthothamnos 5c,
Laudakia Stellio Stellio 5b,
Falco Tinnunculus 5a,
Askisi 4c,
Genista 4c,
Mantis Religiosa 5a, alle ca. 35m hoch.
Alle Routen obwohl teilweise
eher einfach sind recht hübsch und haben guten Fels. Die letzten Züge
machen wir schon wieder in der Sonne, die uns dann aber bald zu heiss herunter
strahlt. Wir steigen zum Auto ab.
Es gibt jetzt gelegentlich ein paar
Wolken, die wir durchaus als angenehm empfinden. Dafür ist die
Schutthalde zwischen all den stacheligen Gewächsen nicht das wahre
Vergnügen, vor allem wenn man mit Tevasandalen unterwegs ist... Es
ist zwar schon 12 Uhr vorbei, aber wir haben noch nicht genug und
fahren zur Wand Summertime,
die wir nach wenigen Minuten erreichen,
und die den ganzen Nachmittag im Schatten liegt. Allerdings sind die
Routen momentan ziemlich besetzt, hauptsächlich von einer britischen
Rentnergruppe, die aber recht nett sind. Wir machen zuerst eine kleine
Mittagspause, dann werden einzelne Routen frei. Da wir uns über
die frei werdenden Routen etwas verteilen, ist die folgende Routenstatistik
sicherlich nicht vollständig, aber ganz sicher bezwingen wir
Til Tanit
5b, Anna 4a, Dorian 4c und
Yeraki 5c. Herrliche Kletterei an Schuppen
und Henkel, allerdings stellt man hier bereits erste Spuren von
Speckigkeit fest. Die schattige Lage hat hier auf Kalymnos halt eine
spezielle Attraktivität. Noch aber ist der Speck kein Problem und -
überflüssig zu sagen - noch weit weg vom "Speck" den es auf
Hertenstein bei Baden/AG gibt. Eine logische Folge der prächtigen
Felsen hier ist, dass die Motivation bei allen gut ist, und damit auch
die Leistung steigt.
Wir steigen ab und fahren wieder in das kleine
Lokal in Arginonta, wo wir auch schon gestern waren. Es ist wirklich
schön dort zu sitzen, direkt am Meer, im Schatten und gut zu
plaudern. Wir sind praktisch den ganzen Tag nur zu sechst gewesen,
weil Anja und Hans von ihrer Odyssey
nicht wiedergekehrt waren.
Wieder im Hotelzimmer gehe ich unter die Dusche und befreie meine
Augen von den Kontaklinsen, von denen mir heute die linke den ganzen
Tag über Probleme bereitet hatte. Immer wieder war ich praktisch
einäugig unterwegs gewesen...
Dann will ich Tagebuch schreiben und dazu noch ein Bier trinken. Das
Bier ist im Eisschrank, aber ich habe mein Messer mit dem
Flaschenöffner in der Schweiz gelassen. Ein Versuch, die Flasche am
Balkongeländer zu öffnen, stoppe ich, weil sich schon beim 1. Versuch
ein Kratzer am Geländer zeigt. Also gehe ich in den Supermarkt. Dort ist eine
junge Dame an der Kassa, aber sie haben keinen Flaschenöffner im
Verkauf. Dafür gibt sie mir ihren und bittet nur, ich möge ihn
zurückbringen, wenn ich fertig bin. Ich sage ihr, dass ich noch eine
Woche hier bin... Ok, meint sie, bringen sie mir ihn halt zurück bevor
sie gehen! Eine wirklich nette Geste! Dann kann ich endlich das
2. Bier des Tages geniessen. Mythos heisst die Marke, und wenn man sie
schon öfters nach einem heissen Tag trinken konnte, bekommt der Name
tatsächlich eine erweiterte Bedeutung.
Nach der Dusche dann bald in
die Pool Bar. Heute ist es nicht so einfach auf einen grünen Zweig zu
kommen. Jeder will ein wenig etwas anderes. Schliesslich sagen wir den
Ausflug nach Telendos für morgen ab und warten auf das morgige
Wetter. Beim Abendessen gehen diesmal Anja und Hans eigene Wege. Wir
anderen spazieren die Strasse hinauf und wieder hinunter und kehren in
ein Restaurant oberhalb der Strasse ein. Der Wirt ist sehr gesprächig
aber empfiehlt tatsächlich gute Sachen. Eine Vorspeisenplatte essen
wir zu dritt. Dann nehme ich mir ein Stifado das wirklich sehr gut ist
und dazu einen Weisswein ohne Harz aber auch recht ordentlich. Den
Abschluss des Abends macht eine verkleinerte Gruppe wieder in der Bar
gegenüber dem Hotel, wo wir auch Hans antreffen, der gerade dabei ist, mit einem
Ouzo die Verdauung anzukurbeln.
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Dienstag 2. Okt
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Auf speziellem Antrag von Lukas treffen wir uns heute schon um
8:45. Es ist etwas bewölkt und daher beschliessen wir nach
Arhi zu
fahren. Das ist die Wand wo hier alles begann. Hier hat Andrea di Bari
1997 die ersten Routen gebohrt und den Anfang der Entwicklung des Klettereldorados Kalymnos gemacht. Entsprechend beliebt ist es noch
immer. Die Right Wall ist schon gut besucht.
Wir sind diesmal nur
zu viert. David und Georg machen heute eine Wanderung zum höchsten Punkt der Insel, und Anja und
Hans sind nur kurz zum Aufwärmen hier und gehen dann zu einer anderen
Wand. Wir sind 2 Seilschaften: Lukas und Gabriela sowie Christoph und
ich. Schon die erste Route Cerbero 5b ist sehr schön.
Wir machen sie
beide im Vorstieg. Dann kommt Carlo non Farlo 5b
ebenfalls sehr
empfehlenswert. Richtiges Genußklettern. Schließlich in
Minotauro
5c komme ich langsam an meine Grenze und muss eine kurze Pause
einlegen. Aber dann geht es gut hinauf. Auch sehr schön. Inzwischen
hat uns die Sonne erreicht und die Zahl der Kletterer hat sich
mindestens verdoppelt. Spektakulär immer wieder die Versuche der
Kletterer in der grossen Höhle. Unglaublich dieses Grottendach mit
seinen 8er Routen (französische Bewertungsskala!).
Wir gehen zurück zum Auto und fahren zu einem
Aussichtsplatz, wo es einmal genug Parkplätze hat, und steigen ab zum
Kasteli. Hier ist es angenehm schattig und gar nicht so
überbevölkert. Dafür ist die Gegend besonders schön. Wenige Meter über
dem Meer gelegen und in der Nähe einer byzanthinischen Ruine aus dem
10. Jahrhundert gibt es wunderbare Routen in schon fast brutal
scharfem Fels. Christoph und ich finden bald 2 freie Routen
nebeneinander. Rewithia 5b
und Gecko's Home 5c mit enorm scharfem
Fels. Die 5b gelingt noch ohne jegliches Problem aber beim harten
Einstieg zur zweiten Route habe ich schon etwas zu kämpfen bevor es
gelingt. Dann machen wir eine kleine Pause und essen etwas. Als
Abschluss stellt sich Christoph Gunesli Kiz 5c+ vor.
Aber an der
Crux probiert er lange und gibt schließlich auf. Ich versuche es auch,
aber über die steile Stelle mit messerscharfen kleinen Griffen traue
ich mich nicht drüber. Der Haken ist auch schon ziemlich weit weg und
ein Sturz wäre erstens wegen dem scharfen Fels und zweitens wegen dem kleinen
Absatz einige Meter tiefer eine Angelegenheit mit etwas unsicherem Ausgang. Christoph schützt seine Finger mit Tape und versucht es noch
einmal. Diesmal gelingt es, weil er damit die scharfen Griffe etwas
herzhafter anfassen kann. Ich gehe die Route dann im Nachstieg und da
klappt es auch, aber eben Vorstieg ist etwas anderes...
Wir hören auf
und fahren gegen 2 Uhr ins Hotel. Ich nehme zuerst ein Bier und lege
mich dann ein wenig auf den Balkon. Dann, bekleidet mit Badehose und
Gilet (für die Brieftasche), gehe ich zum Strand. Weil ich auch hier
niemandem finde (wo stecken sie denn alle?) spaziere ich eine ganze
Weile teilweise auf schmalen Wegen der Küste lang nach Norden. Auf
einem Kap mache ich eine kleine Sonnenpause und kehre über die Strasse
wieder zurück. Später dann treffen wir uns in der Pool Bar und
besprechen den nächsten Tag. Diesmal sind wir uns einig, morgen auf
Telendos zu fahren. Später geht es dann zum gemeinsamen Abendessen.
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Mittwoch 3. Okt
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Heute geht es gemütlicher zu am Morgen, weil das Gebiet Irox
auf
Telendos hat am Vormittag Sonne und daher ist ein früher Kletterstart
nicht zweckmässig. Um halb 11 Uhr brechen wir, diesmal alle zusammen,
auf und gehen zum Hafen in Myrties. Wir treffen auf Kapitän Yiannis,
der uns gleich anbietet über Telendos nach Irox zu fahren. Alles
zusammen kostet ein paar Euro. Beim Anlegen in Telendos verlassen uns
Elfi und Katharina und wir fahren weiter zum Felsen bei Irox, wo alle
vom Schiff direkt auf die Felsen balanzieren müssen. Aber es sind ja
alles Kletterer: denen macht das nichts aus.
Noch ist Sonne in den
Wänden und wir machen eine kurze Pause in einer Höhle. Schon bald aber
kommen die Routen des Sektors Right Wall
in den Schatten und wir
machen uns fertig zum klettern. Zuerst ein paar Aufwärmrouten. Danach
gehen Anja und Hans weiter zum Gebiet Pescatore.
Wir sind mit dem
Angebot hier hochzufrieden und bleiben vor Ort. Der Fels ist wie
meistens superscharf und von bester Qualität. Dennoch habe ich eine
kurze Schrecksekunde als mir einer der winzigen nadelscharfen Zacken
unter dem Fuss wegbricht. Glücklicherweise habe ich gerade zwei
passable Griffe in den Fingern womit ich den Abflug verhindern kann.
Wir klettern fast alle Routen der Right Wall. Im Detail
soweit ich es mitbekommen habe:
Maria 5a+,
Niki 5a,
Iason 5b,
Kiriaki 5a,
Evdokia 5c.
Letztere ist nicht ganz einfach. Immerhin, selbst im Guidebook
steht etwas von "awkward moves....", na also, da darf man sich dann ja
schon etwas anstrengen dürfen. Meinen persönlichen Tagesabschluss
finde ich in
Popi 5b und
Evoula 4c. Bei Popi ist mir das klinken
des Umlenkers in spezieller Erinnerung. Eine eigentlich einfache
Kletterstellung mit guten Griffen, aber diese kann ich nicht halten,
weil sie von unzähligen Felsnadeln gespickt sind. Also bleibt nichts
anderes übrig als sich andere, kleinere aber "haltbare", Griffe zu
suchen. Dann ein wenig essen und trinken und zurück zur
Anlegestelle. Die anderen hörten schon etwas früher auf und waren ins
Wasser gesprungen, aber da wir das Boot um 16 Uhr anpeilen, gehe ich
nicht mehr schwimmen. Zum einen liegt die Bucht jetzt auch schon im Schatten und zum anderen macht mich die ganze Prozedur des
Umziehens und der Brillen- bzw. Hörgeräteablage bei all den
zerklüfteten Felsen nicht an. Fehlt ja gerade noch, dass eines dieser
für mich wichtigen Utensilien sich zwischen den unzähligen Felsspalten
versteckt.
Statt dessen freue ich mich schon auf das Abendessen. Um 4
kommt Yiannis und bald sitzen wir direkt am Hafen von Telendos bei
einem Bier und einem kleinen Imbiss. Später kommen Elfi und
Katharina. Noch später gehen wir etwas nordwärts und nehmen dann das
Abendessen bei einer anderen Taverna ein ("To kayouli"). Schmeckt
wieder sehr gut. Ich kündige an, morgen nicht klettern zu gehen, und
es gibt einige die auch für ein Alternativprogramm Interesse
zeigen. Gegen 10 Uhr fahren wir zurück auf Kalymnos. Die Wartezeit auf
das Schiff verbringen wir bei Kaffee und Ouzo.
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Donnerstag 4. Okt
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Heute sind verschiedene Varianten gefragt. Während Lukas mit Gabriela
und Anja mit Hans klettern gehen, unternimmt David eine Wanderung auf
Telendos zum Einstieg der Hammerroute Wings for Life 6a,
eine Route
die ein wenig auf der Wunschliste fast aller gestanden ist, aber die
heissen Temperaturen in der Südwand der 11-Seillängenroute haben uns
doch abgeschreckt. Wir anderen machen uns auf zu einer
Inselinspektion. Weil in das kleine Auto nur 4 Leute einigermassen
bequem hineingehen, fährt Christoph mit dem Scooter. Wir fahren
zuerst in die Bucht Palionisos auf der NW-Seite der Insel.
Auch hier
gibt es immer wieder Klettergebiete wie die diversen parkierten
Scooter anzeigen. Mit dem Auto bleiben wir einen halben Kilometer vor
der Bucht am Ende der Teerstrasse stehen und gehen das letzte Stück zu
Fuss.
Die Gegend ist recht ländlich und sieht so aus, als ob sich hier
Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen würden. Anders in der Bucht. Dort
ankern zwei schöne Segeljachten und es gibt auch zwei Lokale. Wir
besuchen das eine auf der Südseite. Eine nette Familie begrüsst uns
und wir trinken etwas und geniessen den Blick über die Bucht und die
anliegenden Berge. Auf der gegenüber liegenden Seite gibt es einen Klettersektor
der ganz neu sein muss, weil er weder auf der Inselkarte noch im Führer
erwähnt wird. Einige Kletterer sind dort am Fels trotz der Sonne, die
ihnen ordentlich einheizen dürfte. Nach dem Aufenthalt in der Taverne
gehen wir noch kurz schwimmen. Das Wasser ist herrlich und der
betonierte Platz, der zur Taverne gehört, erleichtert den Ein- und
Ausstieg. Beim Rückweg zum Auto werden wir noch vom Besitzer einer
weiteren Taverne weiter im Hinterland "geworben". Wortreich - in
deutsch - versucht er uns zum Bleiben zu überreden, aber wir sind
jetzt schon am gehen und Christoph ist schon vorbei gefahren mit
seinem Scooter. Schliesslich kommt ein weiteres Auto vorbei und da
widmet er sich dessen Insassen und lässt uns ziehen.
Wir fahren zurück nach Arginonta und weiter über einen Pass ins Tal
von Vathis. Bald erreichen wir Rina, das am Ende eines Fjordes
liegt. Der Parkplatz ist eher voll, aber sofort kommt die hübsche
Serviertochter eines der Lokale und winkt uns zum Parkieren direkt vor
dem Eingang das Hauses. Die Taverne hat offensichtlich auch Zimmer zu
vermieten. Weil sie uns so nett parkieren lässt, gehen wir gleich in
das Lokal zu einem Mittagessen. Wieder schmeckt es sehr
gut. Allerdings nehmen wir einen Rosè, von dem ich glaubte es sei ein
Retsina. Dem ist leider nicht so, aber der Wein ist auch ganz
brauchbar. Das Dessert, das drei von uns bestellen, wird dann in die
Rechnung nicht einbezogen! Es sei Geschenk des Hauses wird uns
bedeutet. Wieder, wie schon die letzten Tage, erfahren wir die
wunderbare Gastfreundschaft der Griechen. Fast immer kommt ein Dessert
auch ohne Bestellung auf den Tisch und die Kosten eines Essens
übersteigen kaum je die 15 Euro Marke pro Person.
Nach dem Essen
gehen wir noch hinauf zu einer frühchristlichen Basilika, von der nur
mehr wenige Mauerstücke vorhanden sind. Ein neues Kirchlein steht
daneben und von dort hat man einen schönen Blick auf den Fjord in dem
sich viele zum Teil protzige Yachten tummeln. Wir gehen noch zum
Anlegeplatz der Schiffe und ich besuche noch eine weitere Kirche auch
bei den Mauern einer weiteren frühchristlichen Basilika. Ein wenig
sitzen wir auf der Bank beim kleinen Badestrand und schauen einem
Felsenspringer und den Yachten zu. Dann geht es den gleichen Weg
zurück nach Hause mit einem Bierhalt im nun schon wohlbekannten Beizli
in Arginonta. Später beim Abendessen vertreibt uns ein kräftiger Wind
von den Plätzen am Rande der Veranda etwas nach hinten, wo wir wieder
gut essen.
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Freitag 5. Okt
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Der letzte Tag. Es wird langsam schwierig einen Sektor zu finden, wo
es genügend Routen hat, die wir von der Schwierigkeit her schaffen müssten und wo wir
nicht schon ein paar abgehakt haben. Schliesslich aber werden wir
fündig in der Dolphin Bay,
die wir dann bald wieder zu sechst
erreichen. Auf Drängen von Lukas, dem Frühaufsteher, waren wir schon um
halb 9 Uhr aufgebrochen. Elfi und Katharina wollen wieder nach
Telendos. Anja und Hans zieht es in ein anderes Gebiet, weil Hans
Dolphin Bay
schon von früher kennt, und nicht so attraktiv findet.
Für uns sechs ist Dolphin Bay
aber ein Gewinn. Der Fels ist dort
anders als in den Sektoren die wir bisher besucht haben. Etwas marmoriert und nicht ganz so
scharf. Trotzdem aber gut griffig und wunderschön zu klettern. Ich
klettere wieder mit Georg. Wir fangen wieder leicht an mit
Easyland
4a. Dann kommt
Bang-Bang 5b und den ersten Teil schliessen wir ab
mit
For VIP 5c+. Der Ueberhang dort ist aber schon ziemlich
anspruchsvoll. Ich muss beim 1. Versuch im Haken rasten, dann versuche
ich es etwas links und muss diesen Versuch mit einem kleinen Sturz von
ca. 1-1.5m abbrechen. Dann noch ein energischer Versuch wieder etwas
links und der gelingt dann zufriedenstellend. Der Rest ist einfacher
und höchst genussreich.
Wir waren bis jetzt am äussersten Ende der
Wand geklettert, weil die anderen Routen besetzt waren. Jetzt gehen
wir ein paar Meter hinunter und klettern
Agelos 5b+, was sehr gut
gelingt. Die anderen haben sich inzwischen schon ganz nahe an die Brandung
vorgewagt. Der heute etwas
stärkere Nordwind, der Meltemi, bringt höhere Wellen, die sich
gleich unter uns spektakulär brechen. Die zwei Routen
Iris Production
5b+ und
Blooming 5b+ bilden den Abschluss unseres Ausfluges zur
Dolphin Bay. Denn nun kommt auch
Dolphin Bay in die Sonne und wir verlegen
uns wieder nach Kasteli gleich gegenüber.
Mit dem kräftigen Meltemi auf dem exponierten Felsen
hält man es auch in der Sonne schon etwas länger aus.
Wir machen zuerst eine kleine Mittagspause weil viele Routen besetzt sind, dann
kann ich Christoph motivieren
Gruselino 5c vorzusteigen. Im Führer
ist es eine 5c an der Wand steht 5c+ was wohl eher stimmen
dürfte. Generell ist die Bewertung in
Kasteli härter als in den
anderen von uns besuchten Sektoren. Christoph tut sich nicht leicht
aber letztlich schafft er es und beim Nachstieg merke ich, warum er sich
schwer tat. Nicht nur, dass die Crux schwer ist, die Haken sind auch
noch recht weit auseinander. Saubere Arbeit von Christoph! Er und
David hängen dann das Seil noch über die Nachbarroute
Hocla 5c+, die
sie im Nachstieg begehen. Ich mache zuerst noch mit Schorsch eine
leichtere Route bevor ich mir Hocla anschaue.
Als leichtere Route
will ich Psomi ke Elis 4c+
klettern aber nach dem einfachen Einstieg
komme ich versehentlich in Sisyphus 5a,
wo ich in einer steilen
Platte mit langen Hakenabständen durchaus konzentriert klettern muss.
Dann versuche ich mich auch in Hocla im Nachstieg.
Der erste Teil
der langen Crux gelingt mir recht gut und schnell, aber dann wird es
noch happiger und ich muss rasten. Den Ausstieg gehe ich ziemlich weit
rechts schon mehr in Gruselino als in
Hocla. Vielleicht nicht ganz
korrekt, Jedenfalls eine sehr anspruchsvolle Route. Langsam kommen
wir zum Ausklang der Kletterwoche. Nunmehr in der Sonne klettere ich
noch Captain Adonis 5a und die im Führer sehr
empfohlene Kokkinidis
4c+, beides wunderbare Routen wie eigentlich alle hier auf Kalymnos,
die wir kennen gelernt haben.
Wir fahren zurück zum Hotel, wo Georg
versucht den morgigen frühen Transport zum Hafen zu organisieren. Ich
fahre nach Elies, wo es eine Tankstelle gibt und ich den Tank auffüllen
kann, und bringe das Auto zurück zum Verleiher, der allerdings noch seine
Siesta hält. Auf dem Balkon trinke ich dann das erste Bier und suche
dann die Dusche auf. Danach das 2. Bier und die Sonnenstrahlen
noch einmal so richtig geniessen. Dann kommt Elfi von Telendos zurück. Ich bringe den
Flaschenöffner wie versprochen zurück in den Supermarkt und gebe das
Auto ab. Wir gehen wieder in das Lokal vom 2. Tag, wo wir erneut sehr
gut verpflegt werden. Eine kleinere Gruppe sucht dann noch eine Bar
auf und schliesst den Abend mit Kaffee und Ouzo ab. Allerdings nicht
ganz, denn im Zimmer wartet noch das Koffer packen...
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Samstag 6. Okt
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Das Handy läutet um 6 Uhr. Den Alarm hatte ich gestern mit David's
Hilfe noch eingestellt (David: "Ein Smart Phone ist halt für smarte
Leute gemacht."), aber ich wäre sowieso wach gewesen. Als wir um halb
7 nach unten gehen ist der Bus schon da und fährt pünktlich um 3/4 7
Uhr ab. Im Bus erinnere ich noch alle, ob sie ihre Pässe
bzw. ID-Karten von der Rezeption abgeholt hätten. Später erfahre ich,
dass ein Teilnehmer seine ID tatsächlich im Hotel vergessen hat...
Im Hafen von Kalymnos geht die Sonne so auf wie sie
gestern in Masouri untergegangen war: blutrot! Nach der Überfahrt
nehmen wir in einer der Tavernen in der Mastichari Bay ein Frühstück
ein. Um 9:20 kommt der Bus zum Flughafen. Dort sind fürchterlich viele
Menschen, aber mit etwas Geduld klappt alles und bei schönem Wetter
fliegen wir pünktlich zurück in die Schweiz, wo es heute auch noch
brauchbar schönes Wetter hat, bevor dann am nächsten Tag das
Regenwetter anfängt.
Damit ist auch die Kletterwoche 2012 des SAC-Brugg Geschichte geworden. Eine Woche klettern in bestem Fels, in gut abgesicherten Routen auf einer Insel mit gastfreundlichen Bewohnern, denen man zumindest als Besucher die grosse Eurokrise nicht anmerkte, ist zu Ende. Für das gute Gelingen gebührt Dank vor allem Georg, der die manchmal doch etwas aufwendige
Organistion der Reise in bewährter Manier bestens gemeistert hat.
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